Hilfe für Angehörige

Leberkrebs verändert alles – auch für Angehörige

Bei einer Krebserkrankung steht in erster Linie die oder der Betroffene selbst im Mittelpunkt. Aber auch für Sie als Angehörige:r ist die Krebserkrankung eines nahestehenden Menschen ein tiefer Einschnitt im eigenen Leben. Sehr wahrscheinlich machen Sie sich Sorgen und spüren vielleicht Angst, Wut oder Trauer. Wenn ein:e nahestehende:r Angehörige:r, etwa ein Elternteil oder ein:e Partner:in, an Krebs erkrankt ist, dann bedeutet das auch für Sie eine Umstellung Ihres Alltags mit ganz neuen Prioritäten. Durch die Krebserkrankung der oder des Angehörigen verändert sich nicht selten die Rollenverteilung in der

Familie. Sie müssen sich plötzlich um viele Dinge kümmern und sind neuerdings mit Aufgaben konfrontiert, mit denen Sie bisher nichts zu tun hatten. Zu all dem kommt die starke emotionale Belastung. Das kostet viel Kraft. Die meisten wollen für Ihre:n Angehörige:n da sein und bestmöglich unterstützen. Das funktioniert aber nur, wenn Sie selbst genug Kraft haben. Deshalb ist es wichtig, immer auch auf sich selbst zu achten und sich so schnell wie möglich Unterstützung zu holen. Denn auch für Sie als Angehörige:r gibt es Hilfsangebote!

Was kann ich als Angehörige:r für mich tun?

Die Leberkrebs-Erkrankung einer oder eines Angehörigen ist in vielen Belangen eine große Belastung: körperlich, organisatorisch, seelisch und vielleicht auch finanziell. Viele opfern sich für erkrankte Angehörige regelrecht auf. Das kann auf Dauer jedoch nicht funktionieren. Es ist wichtig, dass Sie sich in dieser Zeit nicht selbst vergessen. Legen Sie Pausen ein, um die Akkus wieder aufzuladen und holen Sie sich auch selbst Unterstützung.  

Sie müssen als Angehörige:r nicht alles alleine stemmen. Auch Ihre Sorgen müssen Sie nicht für sich behalten. Suchen Sie einen Menschen, mit dem Sie vertrauensvoll reden, und mit dem Sie Ihre Gefühle teilen können. Manchmal kann auch eine professionelle Psychotherapie sinnvoll sein. Wichtig ist auch, sich Momente der Entspannung und Ablenkung zu suchen und auch zuzugestehen.

Viele Menschen haben ein schlechtes Gewissen, wenn sie trotz der Krebserkrankung einer oder eines Angehörigen Spaß haben oder etwas Schönes unternehmen. Doch diese Pausen vom belastenden Alltag sind wichtig für Sie, um Kraft zu tanken. Nur so können Sie auch längerfristig für Ihre:n Angehörige:n da sein. Gönnen Sie sich von Zeit zu Zeit Momente, in denen Sie abschalten und entspannen können. Auch der Kontakt zu Freunden kann eine große Unterstützung sein, weshalb Sie ihn auch weiterhin pflegen sollten. Das kann Ihnen helfen, auch schwere Zeiten zu überstehen.

Vielen hilft es auch, Entspannungstechniken zu erlernen oder Sport zu machen. Gerade Sport in der Gruppe kann sich durch den Kontakt mit anderen Menschen besonders positiv auswirken.

 

 

Psychologische Unterstützung für Angehörige

Scheuen Sie sich auch als Angehörige:r nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ihnen steht ebenfalls professionelle psychoonkologische Betreuung zu, wenn Sie das möchten. Hier haben Sie die Möglichkeit, mit Psychotherapeut:innen zu sprechen, die sich auf die Bedürfnisse krebskranker Menschen und deren Angehörige spezialisiert haben. Je früher Sie dies in

Anspruch nehmen, desto besser. Auch psychologische Unterstützung kann Ihnen helfen, die schwierige Situation zu verarbeiten. Sprechen Sie dazu am besten direkt das Behandlungsteam an. Sie können einen Kontakt vermitteln.

Hilfe für Angehörige im Alltag

Oft sind es die vielen kleinen Dinge des Alltags, die belastend wirken. Kommt eine Ausnahmesituation wie eine Krebserkrankung eines Angehörigen hinzu, kann schnell alles zu viel werden. Das ist völlig normal und kein Grund zur Scham. Auch als Angehöriger sollten Sie, wo immer möglich, Hilfe in Anspruch nehmen. Wenn Ihnen von Freund:innen oder anderen Angehörigen Hilfe angeboten wird, sollten Sie sich nicht scheuen, diese anzunehmen. Fragen Sie aber auch aktiv in Familie und Freundeskreis, wer Sie zum Beispiel bei Besorgungen, Garten- oder Hausarbeit entlasten kann. Sprechen Sie Ihre Sorgen und Probleme offen an. Nur so kann man Ihnen auch helfen.

Darüber hinaus gibt es aber auch staatliche Unterstützungsmöglichkeiten, zum Beispiel bei der Kinderbetreuung und bei der Pflege von Angehörigen.

Bitten Sie dazu am besten im Krankenhaus um ein Gespräch mit dem Sozialdienst.

Dieser kann Sie in sozialrechtlichen und auch in finanziellen Fragen beraten. Weitere Infos und Hilfestellungen finden Sie zudem bei Krebsberatungsstellen und über das INFONETZ KREBS der Deutschen Krebsstiftung. Links und Adressen finden Sie am Ende dieser Seite. Eine detaillierte Auflistung von Sozialleistungen finden Sie darüber hinaus in der “Patientenleitlinie Leberkrebs” des Leitlinienprogramms Onkologie. Sie können sich außerdem an den Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungsinstituts wenden. Auf deren Seiten finden Sie nicht nur viele nützliche Informationen und Links, sondern können sich auch direkt mit Fragen an das Team wenden.

Wie kann ich einer oder einem
krebskranken Angehörigen helfen?

Als Angehörige:r fühlt man sich bei einer Krebserkrankung eines geliebten Menschen oft ohnmächtig. Sie fragen sich sicher auch, was Sie als Angehörige:r tun können. Eine Antwort darauf kann Ihnen am besten die erkrankte Person selbst geben. Fragen Sie, was Ihr:e Angehörige:r braucht, wie es ihr oder ihm geht. Bieten Sie immer wieder Hilfe und Gesprächsbereitschaft an. Aber akzeptieren Sie auch, wenn die oder der Betroffene im Moment keine Hilfe möchte, oder nicht darüber sprechen möchte. Signalisieren Sie, dass Sie auch später noch da sind, um zu helfen. Es ist wichtig, dass Sie nicht über den Kopf der erkrankten Person hinweg entscheiden oder sie/ihn bevormunden. Sie können auch konkret nachfragen, ob Sie die eine oder andere Aufgabe

abnehmen können. Zum Beispiel, ob Sie einkaufen gehen sollen oder beim Ausfüllen eines Formulars helfen. Fragen Sie auch, ob Sie Ihre:n Angehörige:n zu ärztlichen oder anderen Terminen begleiten sollen. Das Wichtigste, was Sie aber tun können, ist für Ihre:n erkrankte:n Angehörige:n da zu sein und ihr/ihm das Gefühl zu geben, in dieser schweren Zeit nicht allein zu sein. Vielen Menschen fällt es schwer, über ihre eigenen Gefühle zu sprechen. Manchmal kann es da helfen, wenn Sie selbst über Ihre eigenen Sorgen und Gefühle mit der oder dem Erkrankten sprechen. Manchen fällt es dann leichter, ebenfalls darüber zu sprechen. Und auch für Sie kann es hilfreich sein, Ihre Gefühle auszudrücken.

Konfliktpotenzial

Eine schwere Erkrankung ist eine Belastungssituation für Familien und Beziehungen. Der Stress, die Angst, die Unsicherheit und die Wut sorgen nicht selten auch für zwischenmenschliche Spannungen und Konflikte. Vielleicht möchte Ihr:e Angehörige:r nicht mit Ihnen über die Erkrankung sprechen, lehnt Hilfe ab und zieht sich vielleicht sogar zurück. So schwer das auch für Sie sein mag, versuchen Sie, die Entscheidung zu akzeptieren und zu signalisieren, dass Sie trotzdem jederzeit für sie oder ihn da sind.

Es kann auch sein, dass Ihr:e Angehörige:r Sie nicht bei Gesprächen mit Ärztinnen oder Ärzten dabeihaben möchte. Vielleicht sind Sie auch mit der Therapieentscheidung Ihrer oder Ihres Angehörige:n nicht einverstanden. Sprechen Sie dies an, fragen Sie vor allem nach den Gründen für die Entscheidung, aber versuchen Sie nicht, den oder die Patient:in zu bevormunden. Die Entscheidung Ihrer oder Ihres Angehörigen sollten Sie respektieren.

Wesensveränderung und hepatische Enzephalopathie1
Manchmal kommt es durch eine Krebserkrankung auch zu Wesensveränderungen, die auf die Dauer sehr belastend werden können.

Insbesondere bei Leberkrebs können diese durch die verringerte Leberfunktion sehr stark ausfallen. Es kann hier zu einer sogenannten hepatischen Enzephalopathie kommen. Da die Leber ihre Entgiftungsfunktion nicht mehr in vollem Umfang wahrnehmen kann, kommt es zur Anreicherung schädlicher Stoffe im Blut, die sich negativ auf die Hirnfunktion auswirken können. Dabei kann es nicht nur zu starken und plötzlichen Stimmungsschwankungen kommen, sondern auch zu Wahrnehmungsstörungen und Ausfallerscheinungen. Zum Beispiel spricht die oder der Betroffene, als wäre sie/er betrunken. Da diese Ausfallerscheinungen, zum Beispiel im Straßenverkehr, zum Risiko werden können, sollte man auf gewisse Warnzeichen achten und bei Verdacht auch mit einer Ärztin oder einem Arzt darüber sprechen. 

Eine hepatische Enzephalopathie äußert sich zum Beispiel durch Veränderungen im Schriftbild, Sprachstörungen, Zittern oder Verwechseln von Alltagsgegenständen.1 Es kann sogar zu Bewusstlosigkeit führen. In diesem Fall sollten Sie umgehend den Rettungsdienst unter der Nummer 112 rufen.

Abschied nehmen: Wie gehe ich mit der Trauer um?
Was erwartet mich? Wer kann mich begleiten?

Der Verlust eines geliebten Menschen durch Krebs ist eine der schmerzhaftesten Erfahrungen, die wir durchleben können. Der Umgang mit Trauer in einer solchen Zeit erfordert Einfühlungsvermögen, Selbstfürsorge und die Unterstützung von Familie und Freund:innen. Trauer ist ein natürlicher und notwendiger Prozess, der jedem auf seine eigene Weise begegnet. Hier sind einige Gedanken und Ratschläge, die helfen können, diesen schwierigen Weg zu bewältigen:

1. Erlauben Sie sich, zu trauern: Trauer ist eine natürliche Reaktion auf den Verlust einer oder eines Angehörigen. Es ist wichtig, sich selbst die Erlaubnis zu geben, zu trauern, ohne sich schuldig oder schwach zu fühlen. Trauer hat keine festgelegte Dauer, und es ist okay, verschiedene Emotionen zu durchleben.

2. Suchen Sie Unterstützung: Sie müssen nicht alleine durch diese Zeit gehen. Teilen Sie Ihre Gefühle mit engen Freund:innen, Familie oder einer/einer Therapeut:in. Manchmal hilft es, mit jemandem zu sprechen, der Ihnen zuhört und Verständnis zeigt.

3. Selbstfürsorge: Trauer kann physisch und emotional belastend sein. Nehmen Sie sich Zeit für sich selbst, um sich auszuruhen, gesund zu essen und sich körperlich zu bewegen. Indem Sie gut auf sich selbst achten, können Sie besser mit den Herausforderungen umgehen.

4. Rituale und Erinnerungen: Schaffen Sie Rituale oder Aktivitäten, die Ihnen helfen, sich mit Ihrem geliebten Menschen verbunden zu fühlen. Das Anzünden einer Kerze, das Ansehen von Fotos oder das Schreiben von Erinnerungen können Trost spenden.

5. Akzeptanz der Emotionen: Es ist normal, eine Vielzahl von Emotionen zu empfinden, wie Wut, Traurigkeit, Schuldgefühle oder sogar Erleichterung. Diese Emotionen sind Teil des Trauerprozesses. Verurteilen Sie sich nicht für Ihre Gefühle, sondern akzeptieren Sie sie als Teil Ihres Heilungsprozesses.

6. Zeit geben: Trauer braucht Zeit. Es ist wichtig, sich selbst nicht zu drängen, über den Verlust hinwegzukommen. Jeder Mensch trauert in seinem eigenen Tempo, und es ist völlig in Ordnung, wenn es länger dauert, als Sie erwartet haben.

7. Gedenken und Feiern: Statt nur den Tod zu betrauern, können Sie das Leben und die Erinnerungen Ihrer oder Ihres Angehörigen feiern. Denken Sie an die schönen Momente, die Sie geteilt haben, und überlegen Sie, wie Sie diese Erinnerungen in Ehren halten können.

8. Unterstützungsgruppen: Es gibt viele Unterstützungsgruppen und Online-Communities für Menschen, die eine:n Angehörige:n durch Krebs verloren haben. Diese Gruppen können eine wertvolle Quelle der Unterstützung, des Verständnisses und des Austauschs sein.

9. Professionelle Hilfe: Wenn die Trauer überwältigend wird und Ihren Alltag beeinträchtigt, sollten Sie professionelle Hilfe in Betracht ziehen. Ein:e Trauerberater:in oder Therapeut:in kann Ihnen helfen, mit Ihrer Trauer umzugehen und gesunde Bewältigungsstrategien zu entwickeln.

10. Neue Normalität finden: Nach und nach werden Sie einen Weg finden, wie Sie mit Ihrem Leben weitermachen können, während Sie Ihren geliebten Menschen im Herzen tragen. Es ist möglich, eine neue Normalität zu finden und wieder Freude und Sinn in Ihrem Leben zu entdecken.

Denken Sie daran, dass jeder Mensch anders trauert und es kein "richtiges" oder "falsches" Vorgehen gibt. Geben Sie sich die Zeit und den Raum, den Sie benötigen, um Ihre Gefühle zu verarbeiten und Ihren eigenen Weg der Heilung zu finden.

Wie gehe ich mit der Trauer um?

Trauer tritt auf, wenn wir einen Verlust erleben, sei es der Tod eines geliebten Menschen, das Ende einer Beziehung, der Verlust eines Arbeitsplatzes oder andere bedeutende Veränderungen im Leben. Es ist wichtig zu verstehen, dass
Trauer eine gesunde Reaktion auf solche Ereignisse ist und Zeit benötigt, um verarbeitet zu werden.

Was Sie beim Umgang mit der Trauer erwartet:

Wer kann mich begleiten?

Während des Trauerprozesses ist es wichtig, eine unterstützende Gemeinschaft um sich herum zu haben. Hier sind einige Personen und Ressourcen, die Ihnen während dieser schwierigen Zeit zur Seite stehen können:

Freunde und Familie
Ihre engen Freund:innen und Familienmitglieder können eine wichtige Rolle bei der Begleitung durch die Trauer spielen. Sie können zuhören, Unterstützung bieten und Ihnen Raum geben, um Ihre Gefühle auszudrücken.

Therapeut:innen oder Psycholog:innen
Therapeut:innen sind speziell geschult, um Menschen in Zeiten der Trauer zu unterstützen. Eine Therapie kann Ihnen helfen, Ihre Gefühle zu verstehen, Bewältigungsstrategien zu entwickeln und Ihren Trauerprozess gesund zu durchleben.

Trauergruppen
Trauergruppen bieten eine Gelegenheit, sich mit anderen Menschen auszutauschen, die ähnliche Verluste erlebt haben. Dieses Netzwerk kann Ihnen helfen, sich weniger allein zu fühlen und das Gefühl geben, verstanden zu werden.

Seelsorger oder Geistliche
Wenn Sie religiös oder spirituell sind, können Seelsorger:innen, Geistliche oder

spirituelle Führer:innen eine wichtige Rolle bei der Begleitung Ihrer Trauer spielen. Sie bieten oft Unterstützung, Gebete und Beistand.

Bücher und Ressourcen
Es gibt eine Vielzahl von Büchern, Artikeln und Online-Ressourcen, die sich mit dem Thema Trauer beschäftigen. Diese Ressourcen können Ihnen dabei helfen, Ihre Emotionen zu verstehen und mit ihnen umzugehen.

Online-Unterstützungsgruppen
Es gibt viele Online-Foren und soziale Netzwerke, auf denen Menschen, die Trauer erleben, sich austauschen können. Dies kann eine Möglichkeit sein, anonym Unterstützung zu finden und Erfahrungen zu teilen.

Gemeinschaftsveranstaltungen
Einige Gemeinden oder Organisationen bieten Veranstaltungen oder Workshops zum Thema Trauerbewältigung an. Hier können Sie von Fachleuten lernen und mit anderen Menschen in ähnlichen Situationen in Kontakt treten.

Kreative Ausdrucksformen
Kunst, Musik, Schreiben oder andere kreative Ausdrucksformen können Ihnen helfen, Ihre Gefühle auszudrücken und zu verarbeiten. Manchmal kann das Erschaffen von etwas Neuem eine heilende Wirkung haben.

Hilfe finden Sie online z.B. bei folgenden Angeboten:

Quellen:

1 Leitlinienprogramm Onkologie. Patientenleitlinie Leberkrebs. 2021. Online unter: https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Patientenleitlinien/Patientenleitlinie_Leberkrebs-1930022.pdf. (zuletzt abgerufen im August 2024)

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